Overlanding Südamerika 2010

Overlanding - Finale Südamerika im August und September 2010...

 

Kurz vor Foz de Iguacu wird die Schlaglochpiste zur gut ausgebauten Autobahn, die allerdings auch Maut kostet. Von anderen Reisenden wissen wir, daß direkt beim Nationalpark ein Campingplatz liegt, von dem aus man gut zum Eingang laufen kann. Wir finden das ideal, denn so müssen wir uns keine Gedanken darüber machen, daß das Auto evtl. auf dem Parkplatz aufgebrochen wird. Wir folgen der guten Ausschilderung durch die Stadt und befinden uns bereits auf der Straße zum Nationalpark, als uns ein dunkelgrüner Landy mit zwei Dachzelten entgegen kommt. Wir halten an und begrüßen Rachel, Igor und die Kids. Sie erzählen uns, daß sie nicht auf dem Campingplatz beim Nationalpark, sondern auf einem am Rande der Stadt untergekommen sind. Er soll sehr schön und günstig sein. Wir wollen jedoch trotzdem beim Nationalpark campen um eben zu Fuß zum Eingang gehen zu können. Dort angekommen, sind wir erstmal enttäuscht. Der Platz liegt zwar wunderschön in subtropischem Regenwald, die sanitären Einrichtungen sind jedoch mehr als gewöhnungsbedürftig. Trotzdem bezahlen wir für 2 Nächte, um die Nähe zum Park nutzen zu können. Am nächsten Morgen geht es früh los. Nach ca. 30 minütigem Marsch sind wir am Eingang, bezahlen den happigen Eintritt, der für Europäer natürlich wieder mehr kostet, und besteigen den Bus, der uns zu den Wasserfällen bringen soll. Die Busfahrt ist nicht im Preis inbegriffen und man ist mehr oder weniger gezwungen sie zu bezahlen, weil es zum Laufen viel zu weit ist (ca. 10 km einfach). Beim Eingang bekommen wir auch einen Prospekt und eine Karte, die eine Übersicht über den Park liefert. Sofort erkennen wir, daß dies hier kein Nationalpark ist der die vorhandene Natur schützen soll, sondern als Freizeitparkt dient. Zahllose Konzessionäre bieten diverse Aktivitäten an, die natürlich alle extra bezahlt werden müssen. Rafting, Roller Blading, Mountain Biking, Combat Training, Helikopterflüge, Bootsausfahren – ja, man darf nicht einmal vorhandene Wege in den Regenwald benutzen, ohne vorher einen der Biking/Roller Blading/Combat Training Pakete gebucht zu haben! Dieser Ort ist eine riesige 'Moneymaking-Machine' aber kein Nationalpark! Es beweist mal wieder, daß in Südamerika Naturschutz nicht existiert – die Parks sind nur dazu da um so viel wie möglich Geld zu verdienen, auf Kosten der Natur.

Diese Tatsache mindert aber nicht die Faszination, die dieses Naturwunder auf uns ausübt. Als wir am Rand dieser riesigen Wasserfälle stehen, bleibt uns buchstäblich der Atem weg. Laut donnernd rauschen die Wassermassen des Iguacu über eine 80 Meter hohe und bis zum Horizont reichende Basaltkante hinunter. Da wir sonniges Wetter erwischt haben, bilden sich in der Gischt der verschiedenen Fälle zahllose Regenbögen, die dem Anblick zusätzliche Faszination verleihen. Wir bleiben den ganzen Tag im Park und laufen den kurzen Weg entlang des Flusses mehrmals auf und ab. Da nun Winter ist, sind die Tage kürzer und wir können noch einige Bilder bei und nach Sonnenuntergang machen. Im Sommer wäre das nicht möglich, da die Sonne um 18.30 Uhr, wenn der letzte Bus zum Einang zurück fährt, noch viel zu hoch steht.

 

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Es ist schon fast Nacht, als wir uns auf den Marsch zum Campingplatz machen. Bei völliger Dunkelheit erreichen wir schließlich unseren Landy und fallen gleich todmüde ins Bett. Am nächsten Morgen packen wir wieder zusammen und machen und auf die Suche nach dem Campingplatz auf dem Rachel und Igor sind. Wir wollen unbedingt duschen und dazu können wir uns auf 'unserem' Campingplatz wirklich nicht überwinden. Das Hostal Paudimar ist gut angeschrieben und wir sind total begeistert vom Campingplatz. Für den gleichen Preis wie beim 'alten' bekommen wir hier ein Frühstück, es hat eine Küche und saubere Duschen und Toiletten. Außerdem gibt es WIFI, Büchertausch, einen Swimmingpool und und und.... Man spricht außerdem hervorragend englisch und wir fühlen uns runherum wohl. Als wir hören, daß eine Schlechtwetterfront hereinziehen soll, beschließen wir noch 3 weitere Nächte zu bleiben. Wir wollen in dieser angenehmen Atmosphäre auf besseres Wetter warten, bevor wir auf die argentinische Seite des Iguacu hinüber wechseln.

059N6880Nachdem wir über eine Woche auf der brasilianischen Seite verbracht haben, brechen wir wieder auf, überqueren die Grenze nach Argentinien und kaufen in Puerto Iguazú erst einmal Lebensmittel ein. Anschließend suchen wir einen Platz zum Übernachten auf einem netten Campingplatz. Am nächsten Tag brechen wir früh zum Nationalpark auf. Der Preis ist wieder happig, Argentinier bezahlen nur einen Bruchteil (das alte Ärgernis). Dafür ist die Fahrt mit dem Bimmelbähnchen, das zu den verschiedenen Attraktionen fährt, umsonst. Man kann allerdings auch ohne Extrakosten durch den Wald wandern und mit etwas Glück Nasenbären und Kapuzineraffen sehen. Wir machen uns auf den Rundweg und erkennen schnell, daß man auf der argentinischen Seite viel näher an die Wasserfälle heran kommt. Während man auf der brasilianischen eher den atemberaubenden Überblick bekommt, kann man auf der argentinischen Seite einzelne Fälle anschauen und erleben. Ein Höhepunkt ist die im Eintrittspreis inbegriffene Fahrt mit einer Barkasse auf die Isla Grande San Martin wo wir viele Rabengeier sehen, die zum Teil in großen Gruppen auf den Bäumen sitzen und Ausschau halten. Wonach? Nun, wir vermuten sie warten auf Fische oder anderes Getier, das von den Wassermassen mitgerissen wird und abstürzt. Weiter entlang des Rundweges sehen wir noch mehrere kleinere Wasserfälle.

An einem besonders schönen Doppelwasserfall (siehe oben) sehen wir dann eine Gruppe neugieriger Nasenbären. Sie haben es auf eine Gruppe Rentner abgesehen, die gerade eine Vesperpause machen. Offensichtlich sind es die Tiere gewöhnt von Besuchern gefüttert zu werden, denn sie sind ziemlich frech und lassen sich nicht verscheuchen. Wir nützen die Möglichkeit natürlich gleich und fotografieren und filmen was das Zeug hält.

 

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Leider reicht es uns am ersten Tag nicht, die Hauptattraktion 'Garganta del Diablo' (Teufelsrachen) zu sehen. Beim Hinausgehen lösen wir aber unser Second-Day-Ticket. Dieses Ticket erlaubt einem den Eintritt zum halben Preis am folgenden Tag. Zufrieden kehren wir am Abend auf den Campinplatz zurück und sind ziemlich überrascht, als wir einen gelben Landy entdecken. Neben dem Landy ist ein großes Zelt -eine Art Jyrte- aus der sogar ein rauchender Kamin herausschaut, aufgebaut. Genau diesen Landy mit britischem Kennzeichen haben wir nun schon zweimal gesehen, ohne jedoch Gelegenheit gehabt zu haben mit den Besitzern ins Gespräch zu kommen: das erste Mal im Oktober 2009 im Grand Teton National Park in Wyoming, das zweite Mal vor 2 Wochen im Pantanal. Landyfahrer ziehen sich jedoch gegenseitig magisch an und so kommen wir ins Gespräch. Die beiden netten Engländer laden uns in ihr Zelt ein und wir können kaum glauben wie schön warm es darin ist. Ein eiserner Ofen, den sie immer mit sich herumfahren, verbreitet eine heimelige Wärme und im großen Zelt hat es genügend Platz für ein Bett und großzügigen Wohnraum. Wir reden und reden und die beiden erzählen uns, daß sie mit diesem Zelt sogar Wintercamping in den kanadischen Rockies gemacht haben. Wir verbringen einen schönen Abend zusammen und verabschieden uns aus dem warmen Zelt in den kalten Landy. Gott sei Dank haben wir auch eine Heizung, denn es ist bitter kalt und auch naß geworden. Auch am nächsten Morgen regnet es noch den ganzen Tag und wir gehen nicht in den Nationalpark. Ob dann unser Second-Day-Ticket noch gilt? Am Darauffolgenden Tag ist es immernoch bewölkt, aber es regnet wenigstens nicht mehr. Wir machen uns auf den Weg und fahren etwas aufgeregt zum Bezahlhäuschen. Tatsächlich merkt jedoch niemand, daß wir einen Tag zu spät dran sind. Keiner schaut auf das Datum und so können wir zum halben Preis in den Park.

Zuerst gehen wir den Sendero Macuco, der durch subtropischen Regenwald führt und an einem kleinen Wasserfall endet. Der Wasserfall ist nicht besonders und wir hoffen auf dem Rückweg, mit etwas Glück, Nasenbären oder Affen zu sehen. Wir haben die Hoffnung schon fast verloren, als wir plötzlich eine Gruppe Kapuzineraffen in den Bäumen herumturnen sehen. Eigentlich hören wir sie zuerst, denn sie bewegen sich, nach Nahrung suchend, lautstark durch das Astgewirr. Als eine Gruppe durchgezogen ist, kommt eine neue. Die verschiedenen Affengruppen geben sich sozusagen die Klinke in die Hand und so verbringen wir mehrere Stunden mit ‘unseren’ Affen.

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Als wir uns endlich losreißen können ist es schon so spät, daß es beinahe wieder nicht mehr zur Garganta del Diablo reicht. Wir beeilen uns und steigen in die Bimmelbahn um schneller ans Ziel zu gelangen. Alleine schon der Weg zur Garganta, der auf Stegen über den reißenden Fluß führt, ist beeindruckend. Die Garganta selbst ist jedoch atemberaubend: unglaubliche Wassermassen rauschen in eine hufeisenförmige Schlucht hinunter. Nun kommt auch noch die Sonne heraus und es bildet sich ein Regenbogen in der Gischt. Je nachdem wie der Wind steht, werden riesige Gischtwolken auf die Aussichtsplattform geweht und wir können uns nur noch schützend über unsere Ausrüstungen beugen. Schnell machen wir ein paar Aufnahmen, bevor wir uns mit unseren Kameras wieder in trockenere Gefilde begeben. Ziemlich naß machen wir uns dann auch bald wieder auf den Rückweg.

 

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Am nächsten Tag überlegen wir uns, ob wir noch eine Geländewagenfahrt in den Regenwald des Nationalparks machen sollen. Da die reine Erdstraße jedoch nach dem vielen Regen einer Schlammgrube gleicht, entscheiden wir uns dagegen. Schließlich werden wir schon in weniger als 2 Wochen auf dem Schiff sein und wenn wir den Landy jetzt total einsauen, wird die Reinigung um so aufwändiger. Wir beschließen also, gleich Richtung Buenos Aires zurückzufahren. Doch wie? Wenn wir auf der Ruta National 12 oder 14 direkt nach Buenos Aires fahren, geraten wir bestimmt in die Fänge der korrupten Polizisten. Während der Reise haben wir nun wirklich genügend Horrorstories gehört, um diese Gegend in Entre Rios zu meiden. Touristen mit ausländischen Fahrzeugen werden gestoppt und willkürlich mit hohen Geldstrafen (mehrere hundert Dollar)  belegt, weil angeblich irgend etwas am Fahrzeug nicht mit den argentinischen Vorschriften übereinstimmt. Anhängekupplungen sind nicht erlaubt, weiße Fahrzeuge sind nicht erlaubt, wenn man zuviele Warndreiecke! dabei hat wird man bestraft und und und.... Die 'Reklamationen' sind so hahnebüchen, daß man darüber lachen könnte, wenn es nicht so traurig wäre. Das ist alles reine Willkür und wir haben wirklich keine Lust, uns mit diesen korrupten Ärschen anzulegen. Deshalb überqueren wir nochmals die Grenze nach Brasilien und fahren auf der brasilianischen Seite Richtung Süden. Bei Bella Union wollen wir dann die Grenze nach Uruguay überschreiten. Grenzformalitäten können hier jedoch leider nicht erledigt werden, sagt uns der Grenzer, dazu müssen wir zurück nach Uruguaiana. Wir fahren also wieder 70 km zurück und schaffen es erst nach einer Stunde und zahllosem Fragen, unser Fahrzeugpapier abzugeben und brasilianische Ausreisestempel zu erhalten.  

Die Einreise nach Uruguay gestaltet sich problemlos. Wir bekommen ein von Hand ausgefülltes Papier für den Landy und unsere Einreisestempel. Leider ist das Wetter ziemlich schlecht und jetzt im Winter sieht die Landschaft sehr öde aus. Da wir kein Interesse an Thermen (davon gibt es in Uruguay sehr viele) haben, finden wir nichts was uns länger in Urugugay halten könnte und fahren deshalb einfach nur durch. Nach 2 Tagen erreichen wir Colonia del Sacramento, von wo aus die Fähre nach Buenos Aires abfährt. Eigentlich wollen wir in Colonia ein paar Tage bleiben, doch der hiesige Campingplatz ist jetzt im Winter geschlossen und so sehen wir keinen Grund länger zu bleiben. Wir buchen eine Überfahrt bei Buquebus und fahren am nächsten Morgen mit dem Katamaran nach Buenos Aires. Von der Fahrt bekommen wir leider nicht viel mit, denn das Wetter ist so schlecht, daß fast keine Sicht besteht. So können wir vor lauter Nebel und tiefhängenden Regenwolken nicht einmal die Skyline von Buenos Aires erkennen.

Als wir in BA ankommen, parken wir erstmal auf dem Buquebus-Parkplatz, denn wir haben einiges zu erledigen. Als erstes machen wir uns auf den Weg zum Grimaldi-Agenten um genauere Informationen über unseren Abfahrtstermin zu erhalten. Wir erfahren, daß sich der Abfahrtstermin vom 18.08. auf den 22.02. verschiebt, Genaueres ist erst 1 bis 2 Tage vor Abfahrt zu erfahren - wir haben also noch eine gute Woche Zeit. Da es schon spät ist übernachten wir auf dem Parkplatz und bezahlen zähneknirschend 70 Pesos (14 EURO!) nur für einen Parkplatz. Es gibt zwar Toiletten, aber die sind so abgehalftert, daß es nicht einmal eine Spülung gibt (gespült werden muß mit dem Eimer). Außerdem sind sie so schmutzig, daß wir sie wirklich nicht benutzen wollen. Kein Problem, wir haben ja unser Chemieklo, aber der Preis ist wirklich unverschämt. Auch hier sind die Preissteigerung der letzten Jahre deutlich zu sehen: letztes Jahr kostete der Platz noch 30 Pesos, Anfang des Jahres 50 Pesos und jetzt 70 Pesos! Positiv ist jedoch, daß man vom Parkplatz aus einen tollen Blick auf die Skyline mit Wolkenkratzern hat. Das sieht vor allem bei Nacht toll aus.

 

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Am nächsten Morgen stürzen wir uns in das chaotische Verkehrsgewühl und unsere nette Dame im GPS lotst uns erfolgreich zum hiesigen Landrover Händler. Warum? Nun, wir brauchen endlich neue Bremsbeläge, damit wir die provisorischen Nägel herausnehmen können. Wenn wir mit solch quietschenden Bremsen auf deutschen Autobahnen fahren, wird die Polizei sofort auf uns aufmerksam – und das wollen wir ja nicht. Wir müssen ja immerhin inkognito von Hamburg nach Metzingen fahren... Die Landrover-Werkstatt macht einen sehr guten Eindruck und die Leute sind sehr nett. Noch besser: der Verkäufer weiß sofort, was wir brauchen und die Bremsbelagssätze sind sogar am Lager! Super! Um zwei Sätze Bremsbeläge reicher, stürzen wir uns wieder ins Gewimmel und steuern dieses Mal Richtung Westen. Wir wollen zu einem uns sehr empfohlenen Campingplatz an der Laguna de los Lobos, um dort die restliche Zeit ‘abzusitzen’.

Als wir ankommen sind wir sehr positiv überrascht. Der Campingplatz liegt wunderschön an der Laguna, die sanitären Einrichtungen sind sauber. Strom, WIFI, ein kleiner Laden und Restaurant sind ebenfalls vorhanden -und das alles für nur 36 Pesos (ca. 7 EUR).  Die Tage verbringen wir haupstächlich mit Arbeiten am Rechner. Das Wetter ist meistens regnerisch und sehr kalt. Wenn es mal sonnig ist, versuchen wir die schöne Umgebung zu genießen und grillen leckeres Fleisch auf dem Holzkohlegrill. 

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Da wir nun im Besitz von neuen Bremsbelägen sind, montieren wir an einem sonnigen Tag die neuen Bremsbeläge. Wir haben einige Probleme, die provisorischen Nägel herauszubekommen, schaffen es dann jedoch nach einigem Probieren mit Zange und Eisensäge. Wir staunen nicht schlecht als wir feststellen, daß die neuen Originalbremsbeläge von Landrover offensichtlich ein Antivibrationsblech beinhalten, das zwischen Bremsbelag und Bremszylinder montiert wird. Sollte nun das Gequietsche tatsächlich Geschichte sein? Wir werden sehen. Um TÜV-gerechter unterwegs zu sein, tauschen wir noch unsere zwei unbenutzen Ersatzräder (ja, wir hatten immer noch keinen Plattfuß) gegen zwei besonders schlecht aussehende.

Der Campingplatzbesitzer ist sehr nett und gibt sich viel Mühe langsam zu sprechen, so daß wir ihn ganz gut verstehen. Er erzählt uns, daß er eine große bewachte Garage hat, in der er einige Reisefahrzeuge vorübergehend 'eingelagert' hat. Wir schauen uns in der Garage um und staunen nicht schlecht, als wir wahrhaft umwerfend teure Reisefahrzeuge erblicken. Da ist unser Landy ja nun wirklich ein Winzling. Wir erklären unserem Gastgeber, daß wir unser Auto dieses Mal mit nach Hause nehmen, daß wir aber, sollten wir nochmals zurück kommen, unser zukünftiges Auto auch bei ihm einlagern werden. 

An einem weiteren sonnigen Tag fährt dann neben uns ein Iveco-Reisemobil mit Woelke-Aufbau vor. Ist das nicht eines der Autos aus der Garage? Wir sind natürlich neugierig und begrüßen die beiden Neuankömmlinge. Wir erfahren, daß sie Deutsche sind, der Besitzer des Lastwagens aber in der Schweiz wohnt. Sie sind dieses Mal nur für knapp 2 Wochen unterwegs und haben einiges an Reparaturen am Mobil vorzunehmen. Steffen ist natürlich gleich Feuer und Flamme und hilft bei den Reparaturen tatkräftig mit. Am Abend essen wir gemütlich zusammen und die beiden erzählen uns von ihrer gemeinsamen Rußlandreise im letzten Jahr. 

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Einen Tag vor der voraussichtlichen Abfahrt unseres Schiffes 'Grande Brasile' fahren wir wieder Richtung Osten in die argentinische Hauptstadt. Und tatsächlich: nichts quietscht mehr! Wir können es kaum fassen, ist es doch ein wirklich erlösendes Gefühl. Seit zwei Jahren fahren wir nun mit quietschenden Bremsen und beißen jedes Mal auf die Zähne, wenn wir irgendwo halten müssen - und nun: nichts mehr! Aber das Zähnebeißen benötigt noch einige Zeit, um abgewöhnt zu sein, nach so langer Zeit.

_MG_6046Wir fahren direkt wieder auf den Buquebus-Parkplatz, um dort die Nacht zu verbringen. Wir sind gerade dabei etwas zu essen, als es am Landy klopft. Draußen stehen Grete und Klaus, die mit uns auf der 'Grande Brasile' zurück nach Europa fahren werden. Wir hatten die beiden schon einmal in Salta getroffen und dort hatten wir herausgefunden, daß wir auf demselben Schiff zurück fahren werden. Wir haben uns schon gefragt wo sie wohl parken, als sie plötzlich draußen stehen. Sie erzählen uns, daß sie schon direkt vor dem Hafeneingang stehen und daß es o.k. sei dort zu übernachten – außerdem würde es nichts kosten. Wir packen sofort zusammen und folgen den beiden zu ihrem MAN-Reisemobil. Die nächsten beiden Tage parken und übernachten wir dort. Es ist zwar wirklich nicht schön und auch laut, dafür aber kostenlos.

Täglich gehen wir mehrmals zum Agenten um mehr über unseren Abfahrtstermin zu erfahren. Es stellt sich heraus, daß es sich Mal um Mal um einen halben Tag verzögert und schließlich können wir endlich am 25.09. auf das Hafengelände. Der Grimaldi-Agent hat alles wunderbar im Griff und so müssen wir nur ihm folgen. Alle drei Fahrzeuge (es ist noch ein Paar aus Frankreich -Jaques und Danielle- mit einem Landcruiser mit Wohnkabine dazugekommen) müssen vom fahrbaren Drogenscanner untersucht werden – natürlich ohne Ergebnis. Während wir warten sehen wir auch endlich unser Schiff – die 'Grande Brasile' - in den Hafen einlaufen.

 

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Nach dem Drogenscan geht es quer durch den Hafen zur inzwischen fest gemachten 'Grande Brasile'. Wir dürfen zwar noch nicht an Bord, doch das macht nichts. Alle sind ziemlich aufgeregt und die Stimmung ist klasse. Dann endlich geht es los: wir dürfen an Bord und alle 3 Fahrzeuge werden auf Deck 3 geparkt. Wir sind mit dem Parkort überhaupt nicht zufrieden, denn er befindet sich direkt an der Einfahrtsrampe beim Eingang. Hoffentlich bekommen wir da keine Probleme mit Diebstahl oder Beschädigung. Wir nehmen uns vor, mit dem Kapitän zu reden, um evtl. die Erlaubnis zu bekommen regelmäßig nach unseren Autos schauen zu dürfen. Wir machen noch ein paar Fotos vom Landy, um bei einer eventuellen Beschädigung einen Beweis zu haben, daß das Auto bei Ankunft unbeschädigt war. Danach dürfen wir unsere Kabinen beziehen. Alle haben eine Innenkabine, die nicht besonders geräumig ist und Etagenbetten hat. Dafür ist es schön sauber und wir haben eine Dusche/Toilette auf dem 'Zimmer'. Endlich können wir duschen so oft und so lange wir wollen, yeah!

 

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Bei Einbruch der Nacht laufen wir aus und gespannt beobachten wir die Vorbereitungen zum Ablegen. Für uns, die wir zum ersten Mal auf einem solch großen Schiff unterwegs sind, ist alles äußerst interessant. Genau beobachten wir, wie uns Schleppbote vom Kai ziehen und durch den engen Hafen aufs offene Meer begleiten. Dann verschwinden die Lichter von Buenos Aires und wir sind endlich auf See.

Am nächsten Morgen bekommen wir vom 2. Offizier eine Führung durch das Schiff und erfahren, daß es noch einen Fitnessraum, einen Fernsehraum/Bibliotek und eine Video/DVD-Sammlung gibt, über die wir frei verfügen dürfen. Zu guter Letzt besichtigen wir noch den kleinen Swimmingpool, eine nette Sitzecke und das Gefängnis auf dem obersten Deck. 

Während die meisten Grimaldi-Schiffe unter italienischer Flagge fahren, fährt die 'Grande Brasile' unter schwedischer. Kapitän, 1. Offizier, Chefingenieur und der Bosun sind Schweden, der Rest der Crew Philippinos. Bald stellt sich heraus, daß die Atmosphäre auf dem Schiff sehr locker ist. Keiner trägt Uniform (wie es wohl auf den Schiffen unter italienischer Flagge ist), und sogar der Kapitän läuft in Shorts und T-Shirt herum. Dementsprechend sind die Regelungen auch locker. Wir können jederzeit zu den Fahrzeugen und haben für alle Türen Schlüssel, auch für die Tür zu den Fahrzeugdecks. Wir sind begeistert, haben wir doch von vielen Reisenden, die auch schon auf Grimaldi-Schiffen unterwegs waren, erfahren, daß es ziemlich schwierig ist, auf die Fahrzeugdecks zu gelangen.

Die Phillipinische Crew ist ebenfalls ausnahmslos super nett und auch das Essen, das der phillipinische Koch zubereitet, ist sehr gut. Einmal lädt uns die Crew sogar zu ihrer privaten Grillparty ein. Wir fühlen uns auf dem Schiff rundherum wohl und von uns aus könnte die Fahrt ewig dauern.

 

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Interessant ist es immer dann, wenn wir einen Hafen anfahren. Hier zum Beispiel der Hafen von Santos in Brasilien: geschäftiges Gewimmel im Hafen, entspanntes Lesen und Entspannen der Passagiere.

 

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Als wir in Rio de Janeiro festmachen, haben wir einen tollen Blick auf Corcovado und Zuckerhut.

 

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Nach Rio sind wir für ca. 1 Woche auf offener See, bevor wir dann Dakar im Senegal anlaufen. Nach einem eintägigen Stopp in Dakar werden die Leinen wieder los gemacht und wir nehmen Kurs auf Hamburg. Kurz nach dem Ablegen sucht die Crew das Schiff noch ein zweites Mal nach blinden Passagieren ab, denn offensichtlich kommt es öfter vor, daß sich Afrikaner eine billige Passage nach Hamburg verschaffen wollen. Wir schauen nach unseren Autos. Alles scheint in Ordnung – keine Beschädigung und auch kein Einbruch. Super, vor dem Hafen in Dakar hatten wir am meisten Angst, weil wir schon viele Horrorstories über Einbrüche in den afrikanischen Häfen gehört haben.

Die weitere Fahrt verläuft ruhig. Nach einem täglichen morgendlichen Workout im Fitnessraum (nur ich) arbeiten wir die meiste Zeit am Rechner. Die See ist ruhig und so haben wir keine Probleme mit Seekrankheit, wovor wir insgeheim etwas Angst hatten. Nach etwas über 3 Wochen auf See, treffen wir dann am 19.09. abends in Hamburg ein. Da es schon recht spät ist, dürfen wir nochmals auf der 'Grande Brasile' schlafen und auch frühstücken. Nach dem Frühstück bringen wir unser Gepäck in den Landy, der bereits schon losgemacht ist und verabschieden uns von der uns lieb gewordenen Crew und den uns ebenfalls ans Herz gewachsenen Mitreisenden Jaques und Danielle. Sie bleiben noch ein paar Tage an Bord und verlassen die ‘Grande Brasile’ erst in Le Havre.  

Deutschland empfängt uns nach fast 3 Jahren so wie wir es kennen: es regnet in Strömen und ist unangenehm kalt. Kurz nach dem Verlassen des Schiffs werden wir erst einmal vom Zoll gestoppt. Da wir aus Südamerika kommen sind wir unter Verdacht Drogen zu schmuggeln und müssen deshalb durchsucht werden. Der Drogenhund hüpft in den Landy und durchstöbert das Auto bis in die letzte Ecke – und wird fündig. Offensichtlich ist in unserem Trekkingrucksack etwas Verdächtiges und wir müssen auspacken. Der eigentlich ganz nette Beamte bleibt geduldig, bis wir den Rucksack offen haben und Stück für Stück ausräumen. Als er dann unsere Reiseapotheke sieht und durchcheckt, ist er zufrieden und erlaubt uns wieder einzupacken. Offensichtlich hat es dort etwas 'verdächtig' gerochen....vielleicht das Aspirin?

Nun dürfen wir das Hafengelände verlassen. Wir verabschieden uns von Klaus und Grete und machen uns auf den Weg gen Stuttgart. Da wir ja keinen TÜV mehr haben, fahren wir wie auf heißen Kohlen und erwarten jeden Moment, daß wir von der Polizei gestoppt werden. Einmal fahren sie auch direkt hinter uns auf der Autobahn ein und wir denken schon 'jetzt sind wir dran'. Doch Glück gehabt: sie stoppen einen polnischen Kleinlaster vor uns. Nach ca. 8 Stunden Fahrt kommen wir in vertraute Gefilde und biegen in unsere Straße ein. Unser Reihenhaus steht noch und außer einem verwilderten Garten sieht alles aus wie immer....
Wir sind wieder daheim!

... THE END - Vorerst. Also erst mal zurück zur Übersicht “Overlanding”...

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